Donnerstag, 22. Dezember 2011

TH-Wonderland Adventskalender Tür 22

Wenn Lebkuchenherzen flüstern...


...geht heute in die letzte Runde...


Wenn Lebkuchenherzen flüstern Teil V




Titel: Wenn Lebkuchenherzen flüstern …
Rating: P12
Genre: Lovestory / Weihnachten
Hauptpersonen: Bill, Tom
Zusammenfassung: Weihnachten, ein Fest, das Bill über alles liebt, obgleich es ihm unweigerlich und schmerzhaft vor Augen führt, dass er doch ziemlich allein ist. Auch Tom, der momentan tagein, tagaus auf dem Weihnachtsmarkt arbeitet, mangelt es eindeutig an Gesellschaft. Bis sie aufeinandertreffen.





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  • Teil V


    Der restliche Arbeitstag verging recht schnell, da der Andrang verhältnismäßig gering war. Ruhig, nicht zu wenig und nicht zu viel, dank des Wetters. Und irgendwie war Bill auch froh, dass es noch immer regnete und auch etwas windig wurde, als sie nach Hause fuhren. Dann war es noch viel gemütlicher in einer warmen, kuscheligen Wohnung zu sitzen, mit einem Jungen, den man mochte, und eine DVD schaute, vielleicht auch noch einmal etwas zu Abend aß – das halbe Brathähnchen war ja mehr ein Snack gewesen, da sie es sich ja auch noch geteilt hatten und an so einem Vieh eh nicht viel dran war - geschweige denn an einem halben.
    „So, ich warte unten, ja? Oder soll ich mit hochkommen? Weiß ja nicht, was du alles holen willst!“, zwinkerte Tom frech, als er vor dem Haus, in dem Bill wohnte, hielt. Er wollte dem Jüngeren gerne die Wahl lassen, ob er ihm seine Wohnung zeigte, die Bill so sehr hasste.
    „Ich… also… nicht, dass es dort unordentlich wäre oder ich dich nicht in meine „Privatsphäre“ lassen will, das ist nicht das Problem.“, Bill merkte, dass er sich gerade in unsichere, gefährliche Gewässer vorwagte. Nun musste doch eine Begründung folgen, die… ja, warum eigentlich nicht? Auf lange Sicht würde er eh nicht drum herum kommen, wenn er wollte, dass das zwischen ihnen funktionierte, sollte es denn irgendwann beginnen, worauf er hoffte. „Also... wenn du magst, kannst du mitkommen, obwohl ich eigentlich nicht geplant hab, viel zu holen.“, verlegen fasste Bill sich in den Nacken. Innerlich hoffte er noch immer, dass Tom höflich ablehnen würde, obwohl ihm bewusst war, dass er sich seiner Angst irgendwann einmal stellen musste. Vermutlich machte er sowieso mal wieder aus einer Mücke einen Elefanten und Tom würde gar nicht so reagieren, wie er befürchtete. Das hatte er ohnehin noch nie getan, wieso sollte es jetzt der Fall sein? Er sollte nicht immer so ängstlich sein.
    „Wenn… wenn du nichts dagegen hast. Wenn du nicht willst, dann… brauchst du mir dieses Angebot nicht aus Höflichkeit machen, ich fänd’s okay, wenn du das jetzt nicht willst.“, erklärte der Hopper schüchtern. Was er verschwieg war, dass er schon in gewisser Weise enttäuscht wäre, da es doch bedeuten würde, dass Bill ihm noch immer nicht vollständig vertraute, noch immer Angst hatte, er könne ihn verurteilen. Weswegen sollte er?
    „Nein, kannst du ruhig.“ Zwar kosteten diese Worte Bill Überwindung, doch inzwischen meinte er sie ernst.
    Als er sich dann in Richtung Tür begab und die Stufen zu seiner Wohnung hinauf stapfte, drehte er sich nicht um, da er Tom noch nicht ins Gesicht sehen wollte. Dies tat er erst, als sie vor seiner Wohnungstür angekommen waren: „Das ist also… mein Reich“. So lauteten die Worte, mit welchen er aufschloss.
    Nervös blinzelte der 21 jährige, als er im Augenwinkel beobachtete, dass Tom sich umsah.

    „Gemütlich!“, sagte der Hopper, auch wenn er mit anderen Worten damit eher meinte, dass es recht klein war.

    „Ähm ... Ja ... Naja, ich geh mir mal schnell ein paar Sachen zusammensuchen und du wartest hier oder schaust dich um oder ... Was weiß ich ...“

    Unwirsch winkte Bill ab, wusste einfach nicht so recht, was er sagen oder machen sollte, zu unsicher war er gerade, weil er Angst hatte, dass Tom ihn aufgrund seiner Wohnsituation für asozial hielt. Dieses 'gemütlich' nahm er ihm jedenfalls nicht ab.

    Tom nickte nur und sah Bill hinterher, als dieser in einem der Zimmer verschwand.
    So richtig verstand er dessen Verhalten augenblicklich nicht. Einerseits ließ er ihn in seine Wohnung, andererseits merkte man ihm an, dass er nicht gerade glücklich darüber war. Er schämte sich ganz offensichtlich. Doch was konnte er, Tom, dagegen unternehmen? Denn ganz Unrecht hatte Bill ja nicht. Er hatte sich zwar bemüht, aus dem, was er hatte, das Beste zu machen, aber… vielleicht war das in diesem Fall eine Aufgabe, die man nicht zur eigenen Zufriedenheit erfüllen konnte. Das änderte jedoch nichts daran, dass der 21 Jährige einen Sinn für Ästhetik besaß. Das war keineswegs zu verleugnen.
    Bill indes kramte hastig seine Sachen zusammen, damit der Hopper nur nicht zu viel Zeit bekam, sich umzusehen. Nicht, dass er erst wider Erwarten doch eine positive Meinung von dem Ganzen hatte, welche dann umschlug, weil er sich genauer umsah. Man konnte ja nie wissen. Vorsicht war die Mutter der Porzellankiste.
    Und deswegen hatte er dann auch schon nach zwei Minuten einen Pullover, eine Boxer, eine Hose, ein Paar Strümpfe, sein Zahnputzzeug und ein wenig Schminke in einen Beutel gepackt und stand wieder bei Tom im Flur. Der Hopper hatte nicht unhöflich sein wollen und war brav vor der Haustür stehengeblieben. Er wollte Bills Willen nicht unnötig ausreizen und durch die Wohnung gehen, wo er doch genau wusste, dass er ihn wohl nur mit hochgenommen hatte, weil er nicht unhöflich und so verschlossen sein wollte.
    „Wir können!“, lächelte der 21 Jährige und ließ dem Älteren den Vortritt beim Verlassen der Wohnung.
    Zehn Minuten später betraten sie dann auch schon wieder Toms vier Wände. Sofort fühlte sich Bill wieder wohl. Es war ... harmonisch, gemütlich, dezent, edel, ordentlich ... einfach alles, was einen sich wohlfühlen ließ.
    „Wollen wir uns noch was zum Essen machen oder direkt eine DVD gucken? ich muss ja schon zugeben, dass ich noch ein wenig Hunger hab!“, grinste der Hopper schief. Er wollte Bill nicht denken lassen, dass er ihm zu wenig mitgebracht hatte, aber er wollte auch ehrlich sein. Und das war nun mal, dass er noch ein wenig hungrig war.
    „Ich… hätt ehrlich gesagt nichts dagegen. Denn so richtig satt bin ich auch nicht.“, ein verlegenes Lächeln zierte Bills Lippen. Eigentlich hatte er nicht geplant, das zu gestehen, doch wo Tom schon einmal anfing…
    „Da bin ich erleichtert… ich nehme mal an, Pizza wär jetzt nicht das Richtige, oder? Hatten wir letztes Mal schon. Nicht, dass du denkst, ich esse in meiner Freizeit nichts anderes.“
    „Das denk ich ganz sicher nicht, aber stimmt schon. Auf Pizza hab ich grad auch nicht solchen Appetit.“
    „Wie wär’s mit…“, der Hopper spähte in seinen Kühlschrank. Zum ersten Mal stellte er wirklich fest, dass man relativ gut erkannte, dass er allein wohnte und keine Beziehung führte. Besonders aufwändige Gerichte kamen bei ihm eigentlich nur auf den Tisch, wenn er wusste, dass er Besuch bekäme. Heute hatte er damit nicht so wirklich gerechnet. Verdammt. „Wie wär’s mit… naja, ich nehme mal an, Eis ist jetzt nicht das Richtige. Wir könnten Spaghetti kochen.“ Was für ein Vorschlag. Naja, er hatte sich schon oft genug blamiert. Einmal mehr oder weniger…
    Bill hingegen gefiel dieser Vorschlag durchaus: „Wieso nicht? Klingt doch gut.“ Das konnte aber auch dadurch begründet sein, dass er so gut wie alles mochte, was Tom ihm vorschlug.
    Da sie sich mit Spaghetti einig waren, holte Tom also einen Topf, eine Pfanne und alles an Lebensmitteln aus den Schränken, was sie für die Spaghetti brauchten. Neugierig sah Bill zu, wie der junge Mann alles auf dem Küchentisch 'stapelte' und musste zugeben, dass ihm jetzt schon beinah das Wasser im Mund zusammenlief.
    „Ich mache mal das Wasser und du tust schon mal das Hackfleisch in die Pfanne? Ich hab den Herd schon angemacht, und die Pfanne hingestellt, brauchst also nur noch das Zeug reinmachen! Ach ja, gewürzt ist es auch schon, also kein Salz mehr dran machen ja? Sonst muss ich mir noch Gedanken drum machen, dass du verliebt bist!“, schmunzelte Tom seinen Gast an und riss ihn damit aus den Gedanken. Er musste ja schon zugeben, dass es ihm etwas peinlich war, was er gerade sagte, da es ihn selbst beinah bloßstellte, immerhin wusste Bill, was er fühlte, dennoch entzückte es ihn, wie der Schwarzhaarige ein wenig rot um die Nase wurde.
    „Geht klar!“, murmelte Bill und tat wie ihm geheißen. Vorsichtig löste er das Gehackte aus der Plastikschale und ließ es in die Pfanne fallen. Sofort zischte es, was ihn eilig nach einem Holzlöffel greifen und den Klumpen kleiner machen ließ.
    „Ja, mach es ein bisschen auseinander, aber bitte nicht zu klein, dann brutzelt es zu sehr aus und ist nicht mehr so schön saftig!“
    Mit einem leichten Nicken bestätigte Bill, dass er dem Älteren zugehört und zugestimmt hatte. Er ging regelrecht in seiner Arbeit auf, wenn Tom ihn so beobachtete. Es war niedlich, mit was für einer akribischen Sorgfalt er seine Aufgabe erledigte und den Hopper beinah komplett aus seinem Umfeld auszublenden schien. Das war sicher keine Absicht, geschweige denn böse gemeint, sondern lediglich auf seine Konzentration bezogen.
    Zehn Minuten etwa beobachtete der Hopper seinen Gast, wie er jede Sekunde darauf wartete, dass er wieder etwas zu tun hatte, dass er das Fleisch wieder wenden konnte, damit es nicht mal den Funken einer Chance hatte, anzubrennen oder zu kross zu werden. Tom konnte nicht anders, als zu schmunzeln und es zu genießen, seinen kleinen Engel so zu beobachten. Der Junge war einfach Zucker und spätestens jetzt stand für ihn fest, dass er ihn bis Weihnachten in seinen Armen und seinem Herzen wissen wollte. Er hatte bereits bemerkt, dass Bill sich alle Mühe gab, um auf ihn einzugehen und in den nächsten Tagen würde es ihm gelingen, die letzten Brocken der spröden Mauer kleinzukriegen.
    Weihnachten würde er nicht alleine verbringen ... und Bill auch nicht!
    Bei diesem Gedanken wurde ihm ganz warm ums Herz. Es musste doch klappen. Musste. Wenn nicht, dann… ja, was dann? Vielleicht machte er sich jetzt besser noch keine Gedanken darüber, was dann wäre. Zwar war das letzte Wort unglücklicherweise noch nicht gesprochen, doch augenblicklich standen alle Zeichen auf Erfolg. Wobei die Wahrnehmung des Hoppers durchaus verzerrt sein konnte. So verzerrt allerdings bestimmt nicht.
    Einige Zeit später hatten die beiden ihr Werk vollendet. In der Küche roch es himmlisch. Beiden lief bereits das Wasser im Munde zusammen, während der Hopper noch das Besteck zusammensuchte und es auf dem Tisch im Wohnzimmer platzierte, vor dem Fernseher. Eine DVD hatte er bereits eingelegt. Ihm war eigentlich nach etwas Romantischem gewesen, um Bill so ein bisschen auf das hinzuweisen, was er sich wünschte, doch da er ihn zu nichts zwingen wollte, sich nicht aufzudrängen beabsichtigte, hatte er es bei Fluch der Karibik belassen. War eventuell nicht allzu weihnachtlich, doch er erlebte auf der Arbeit bereits mehr als genug dieser Stimmung. Langsam konnte er keine Weihnachtslieder mehr hören, wenn er ehrlich sein sollte. Er hatte nichts gegen die Lieder an sich, doch wenn man tagein, tagaus damit beschallt wurde, dann hing es einem irgendwann zu den Ohren raus.
    Als der Hopper zwei Teller mit der dampfenden Mahlzeit gefüllt hatte und das Wohnzimmer betrat, um sie auf dem Tisch abzustellen, hatte Bill sich noch immer nicht entschieden, wo er sitzen wollte. Am liebsten natürlich neben Tom, wenn er ehrlich sein sollte. An ihn gelehnt. Oder so. Nur… traute er sich das? Wenn er doch nur so mutig wäre, wie Tom… Naja. Eventuell könnte er das ja unauffällig, ganz langsam herbeiführen. Immer näher an seinen Gastgeber heranrücken? Das klang… als könnte man es eventuell umsetzen. Wenn nicht… naja, eventuell könnte er ja vorgeben, eingeschlafen zu sein. Nicht, dass er ein guter Lügner war. Früher, als er noch klein gewesen war, hatte er das immer am Ende einer Autofahrt getan. Allzu überzeugend war diese Vorstellung nie gewesen, da er immer hatte grinsen müssen, wenn seine Eltern dann nach ihm gesehen hatten.
    „Wartest du auf irgendetwas, wovon ich nichts weiß?“, erkundigte Tom sich ein wenig verwirrt.
    In einem Kopfschütteln bestand die Antwort, zaghaft ließ Bill sich in Toms Nähe nieder, achtete jedoch darauf, vorerst einen gewissen Höflichkeitsabstand zu halten. Auf diesem Wort lag auch die Betonung: vorerst. Zumindest hoffte er darauf.
    Die Nervosität unterdrückend, nahm Bill die erste Gabel voll, während Tom den Film nun startete.
    Mit einem zufriedenen Seufzen lehnte er sich ein wenig zurück, seinen Teller in der Hand und auf der Gabel auch ganz rasch eine Portion Nudeln, mit der leckeren Soße und dem Hackfleisch aus seiner Lieblingsfleischerei.
    Vorsichtig pustete er gegen das Essen, ehe er es sich in den Mund schob. Ein paar mal kaute er, dann hielt er inne.
    Wie in Zeitlupe wanderte sein Blick zu Bill, der so schon verdächtig still war, seitdem er sich sein Essen genommen hatte. Und nun war dieser knallrot angelaufen und schien nicht reagieren zu können, weil er so hibbelig war.
    „Entschuldige ... aber du weißt, ich hab allen Grund dazu, die Nudeln zu versalzen!“, kam es trocken von Tom, auch wenn es ihm unheimlich peinlich war. An dem Klischee, dass Verliebte das Essen versalzen, schien wohl tatsächlich was dran zu sein...
    „Es geht schon! Also ... Also es ist schon recht salzig, aber ... essen kann man‘s noch!“, verkniff Bill sich ein Grinsen. Es war süß ... so unheimlich süß ... Der große, tolle Hopper hatte wirklich die Nudeln versalzen und entsprach damit wohl voll dem Klischee. Aber es hielt sich zum Glück noch in Grenzen, so musste es Tom nicht allzu peinlich sein und sie mussten auch nicht verhungern.
    „Na gut ... Hast recht. Trotzdem sorry, ich wollt das Essen nicht verkorksen. Unter dem Tisch liegen in der kleinen Ablage zwei Flaschen Cola, kannst dir eine nehmen, ich glaube, du kommst ohne Durst nicht um das Essen herum!“
    Da konnte was dran sein. Wobei es Bill gerade ehrlich gesagt gar nicht so sehr störte. Sein Geschmackssinn war definitiv ebenfalls beeinträchtigt. Und was das bedeutete, war ihm durchaus bewusst.
    Dennoch tat er, was Tom ihm empfohlen hatte, griff sich eine der Colaflaschen, wobei seine Hand die des Hoppers streifte, da dieser ebenfalls nach einer der Flaschen geangelt hatte. Ein elektrischer Schlag traf Bill in diesem Moment. Ob Tom das auch gespürt hatte? Oder handelte es sich bei diesem Phänomen um pure Einbildung? Wäre durchaus interessant.
    Beide schwiegen von nun an, genossen ihr versalzenes Essen, das insgesamt dennoch wahnsinnig gut schmeckte. Wobei sie danach trotzdem durstig waren. Vermutlich hatte ihr Gehirn den wahren Geschmack also nur ausgeblendet. War wohl was dran an der Behauptung, dass Liebe eine temporäre Geisteskrankheit war.
    Je weiter der Film lief, desto weniger achtete der 21 Jährige auf die Handlung. Sich zu konzentrieren, erschien ihm unmöglich. Er sah nur noch ihn. Mein Gott, wie konnte Tom nicht bemerken, wie er starrte? Er war so unfassbar aufgeregt und konnte sich kaum erklären, weswegen. Geküsst hatten sie einander doch bereits zweimal, wieso also drehte er gerade so am Rad? Genau deshalb? Weil er es so sehr genossen hatte? Aber er tat doch gar nichts, das einen weiteren Kuss herbeiführen konnte, er konnte sich kaum bewegen, setzte seinen Vorsatz, näher an Tom heran zu rutschen, absolut nicht in die Tat um. Wo also war der Grund? Es war doch unfair, immer zu erwarten, dass der Hopper etwas unternahm. Nur was sollte er, Bill, unternehmen? Er war so furchtbar in solchen Dingen…
    Einfach unbeholfen wie ein kleiner Junge bei seinen ersten Versuchen, Fahrradfahren zu lernen. Das war halt nicht so einfach ...

    Und da kam dann auch schon der nächste Gedanke in sein vernebeltes Gehirn. Es war eine stumme Abmachung gewesen, dass er heute bei Tom schlief, aber ... wo? Mit ihm in einem Bett? Alleine auf der Couch? Alleine in Toms Bett, während der Hopper es sich auf der Couch gemütlich machte?
    Gott, wieso kam ihm der Gedanke erst jetzt? Sollte er tatsächlich hoffen, heute nicht alleine in den weichen Polstern zu schlafen? Danach fragen würde er gewiss nicht, aber die Vorstellung ... ließ sein Herz unnatürlich schnell klopfen.
    Nicht dass er Sex erwartete oder etwas dergleichen, das wollte er auch nicht, aber ... alleine schon der Gedanke, beim Schlafen jemanden neben sich zu haben, ließ seinen Körper voller Vorfreude kribbeln.

    Unwillkürlich rückte der 21 Jährige nun doch ein Stück in die Richtung seines Gastgebers, was diesen heimlich grinsen ließ. Er spürte und sah den innerlichen Kampf seines Besuchs. Und er hoffte, Bill würde diesen Kampf für sich entscheiden, egal, welches Ergebnis dabei rauskam, solange es positiv für Tom war. Wenn sie sich ein wenig näher kommen könnten ... Bill ein wenig offener werden würde ... Es wäre ein Traum.

    „Der Film ist zu Ende ... wollen wir noch irgendwas machen oder direkt schlafen gehen?! Ich weiß ja nicht wie fit du noch bist?'', lächelte der Hopper seinen Gast an und wandte sich ein wenig zu ihm. Sofort fiel Bill alles aus dem Gesicht. Der Film war schon zu Ende? Aber ... aber er hatte doch gehofft, dass sie vielleicht ein wenig ... ein ganz kleines bisschen kuscheln konnten? Er fand das so romantisch ... Stattdessen hatte er nicht mal mitbekommen, wie schnell die Zeit vergangen war, weil er so tief in seinen Gedanken vergraben um eine Lösung kämpfte.

    „Wer schläft denn überhaupt wo?“, rutschte es ihm dann auch schon ungewollt über die Lippen, wodurch er auch Toms Frage überging, stattdessen selbst eine stellte.

    Erstaunt lüpfte Tom eine Augenbraue.

    „Naja, wenn es dir nichts ausmacht ... Ich hab ein Doppelbett, da würden wir beide reinpassen, ansonsten schlafe ich auf der Couch.“

    Sofort war Bills Interesse geweckt. Tom zog tatsächlich in Erwägung, mit ihm in einem Bett zu schlafen?

    „Nein, nein, ist schon okay, ich vertrau dir und nehme mal an, dass du nicht über mich herfällst oder ich nachts gefesselt und ausgeraubt wieder aufwache... Wäre dumm, immerhin sind wir in deiner Wohnung, da macht sich das für dich mit dem Abhauen ein bisschen schlecht!", lachte Bill, was Tom nun noch verblüffter sein ließ.
    Der Junge ging ja richtig auf ...
    Hatte er irgendetwas genommen, so ganz versehentlich? Er war ja wie ausgewechselt. Im positiven Sinne selbstverständlich. Glücklich stimmte es den Hopper. Nicht, dass er seine Erwartungen in die Höhe schrauben wollte, dies wäre womöglich fatal und je weniger man erwartete, desto eher konnte man positiv überrascht werden, doch… es misslang ihm vollkommen. Nichts konnte er gegen seine Aufregung tun, sie war einfach da.
    „Bist du dir da sicher?“, erkundigte der 23 Jährige sich nach kurzem Zögern. Zu langsam, als dass diese „Antwort“ noch als schlagfertig durchging. Nicht weiter wichtig, Bill wusste doch eh bereits, was mit ihm los war und was er sich erhoffte.
    „Würd ich mal sagen. Ja. Außerdem… wenn ich dich zuerst fessle, kann mir nix mehr passieren, eigentlich logisch, nicht wahr? So hab ich mir das gedacht. Macht es ganz einfach. Dann muss ich nur noch sehen, wie ich mein Äußeres so verändert bekomme, dass Georg, Gustav und Sabrina mich nicht mehr identifizieren können, dann ist alles super.“, beinahe quiekte Bill, so ausgelassen war er mittlerweile. Er fühlte sich so federleicht, als könne er fliegen. Vielleicht… ja, es war an der Zeit, mal etwas zu unternehmen. Was sollte geschehen? Wer nicht wagt…
    Er rückte ein wenig näher an Tom, welcher zu überrascht von seinen Worten war, um in irgendeiner Weise auf irgendetwas reagieren zu können. Träumte er etwa? Surreal war das hier definitiv. Bill benahm sich, als hätte irgendjemand einen Schalter umgekippt. Wobei er sich darüber nicht beschweren wollte.
    Und noch ein wenig näher. Immer stärker färbten sich seine Wangen und seine Nasenspitze rosa. Er musste die Angst ignorieren, noch länger hielte er es einfach nicht aus. Tom hatte schon so oft den ersten Schritt gemacht. Diesmal war er dran. Er konnte das, sprach er sich Mut zu.
    Inzwischen berührten sich die Beine der beiden. Bills Atem ging schneller, er zitterte. Zu gern hätte er Tom jetzt geküsst, doch das war… das schaffte er nicht. Was er plante, kostete ihn bereits genug Überwindung, mehr Kraft konnte er für heute einfach nicht aufbringen. Manche Verhaltensmuster legt man nicht von einer Sekunde auf die andere ab.
    Bill biss sich auf die Lippen. Ein Feigling wollte er nicht sein. Tief holte er Luft, ehe er sich dann an den Hopper kuschelte, dem zwar langsam bewusst geworden war, dass er so etwas hätte erwarten sollen, aber vor Schreck dennoch stocksteif wurde.
    Er musste aufpassen, damit er nicht anfing wie ein hysterischer Teenie zu quietschen. Bill ... hatte sich tatsächlich an ihn geschmiegt ... Seine Augen hielt er geschlossen und seine Lippen zierte ein zartes Lächeln. Oh Gott, er war so verdammt süß gerade ...
    „Ich ...“, wusste Tom nicht, was er sagen sollte und hielt verblüfft die Arme zur Seite angehoben, da ihm nicht klar war, wohin mit ihnen. Konnte ... er seinen einen Arm jetzt einfach um den Jüngeren legen? Würde er es sich gefallen lassen? Wenn er sich freiwillig an ihn kuschelte und dabei glücklich zu sein schien, eigentlich schon, oder?
    Er riskierte es ...
    Langsam und vorsichtig ließ er seinen rechten Arm sinken und legte ihn dann sachte um Bill, welcher sofort noch etwas entspannter und glücklicher zu sein schien.
    Erleichtert seufzte Tom auf. Das war grad noch mal gut gegangen ... oder auch ganz einfach. Seinem Angebeteten schien es zu gefallen. So, und nun? Die DVD hatte mittlerweile wieder ins Menü gesprungen, da der Film inklusive Abspann zu Ende war ...
    Sachte, um Bill keinesfalls zu verschrecken, beugte er sich ein Stück weit nach links, griff nach der Fernbedienung und schaltete dann ins normale Fernsehprogramm, wo er durchschaltete, in der Hoffnung, einen Film zu finden, der wenigstens halbwegs seinem Geschmack entsprach.
    „Oh, lass das bitte, das gucke ich gerne!“, sprach der 21 Jährige auf einmal und legte automatisch eine Hand auf die von Tom, welche die Fernbedienung hielt.
    Der Hopper war gerade auf einem Sender stehen geblieben, wo die Comedysendung 'Sechserpack' lief. Okay, nicht sonderlich romantisch oder zur Stimmung passend, aber wenn der Kleine es wollte, dann ließ Tom gerne den Sender.
    Rasch legte er die Fernbedienung wieder zur Seite und griff dann, bevor Bill Zeit hatte, seine Hand wegzuziehen, nach eben dieser. Mit nervös klopfendem Herzen schob er seine Finger zwischen die von Bill und verhakte sie somit miteinander, ehe er sie auf seinen Schenkel senkte, damit es nicht so ungemütlich für den Jüngeren wurde, immerhin hatte der sich noch immer an seine gekuschelt.
    Wie ein Honigkuchenpferd strahlte Bill. In seinem Bauch flatterten Schmetterlinge, was ein Gefühl hervorrief, welches er noch nie zuvor empfunden hatte. War das hier das Happy End, auf welches er immer gehofft hatte?
    Warum er Tom eigentlich gesagt hatte, dass er 'Sechserpack' eingeschaltet lassen sollte, verstand er mittlerweile gar nicht mehr so recht. Wofür denn? So an Tom gelehnt hätte er auch eine Dauerwerbesendung als unglaublich faszinierend beschrieben, jedenfalls im Nachhinein, denn aktuell bekam er absolut nichts vom Programm mit. So fasziniert war er. Jede Sekunde, jede Empfindung sog er in sich auf. Es war so viel besser, als er es sich in seinen kühnsten Träumen hätte ausmalen können.
    Nachdem Tom sich entspannte, da bisher alles, was er versucht hatte, gut verlaufen war, beschloss er, noch einen Schritt weiterzugehen. Mit seinem Daumen begann er, Bills Hände zu streicheln, woraufhin dieser sich noch ein wenig enger an ihn schmiegte. Zu gern wäre er jetzt von Tom geküsst worden, doch es war durchaus möglich, dass er dann vor lauter Aufregung einen Herzstillstand erlitte. Wobei das eventuell nicht die schlechteste Art zu sterben war.
    Der Hopper atmete tief ein. Bill roch so unglaublich gut. Fasziniert vergrub er seine Nase in dessen Haaren, um ihm noch ein wenig näher zu sein. Nicht allzu lange verharrte er in dieser Position, ehe er dem 21 Jährigen auf die Stirn küsste. Erwartungsvoll hob dieser den Kopf, sah ihm in die Augen. Wartend. Ob er Tom dazu bringen konnte…
    Ehe er diesen Gedanken beendet hatte, hatte auch schon sein Gehirn die Kontrolle verloren, sein Herz sie übernommen. Liebevoll hauchte er Tom einen Kuss auf die vollen Lippen, ehe er schockiert von sich selbst fast schon aufstehen und flüchten wollte. Dazu kam es allerdings nicht, da sich der Hopper sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen ließ und nun seinerseits die Initiative ergriff.
    Mit wild klopfendem Herzen und nahe an Panik grenzendem Gemütszustand legte der Ältere seine Lippen auf die seines Engels. Angespannt wartete er, ob Bill sich wie eben schon schnell entfernen würde, aber … er tat es nicht... Still saß er da und ließ bereitwillig ihre Lippen aufeinander liegen.
    Erleichtert seufzte Tom auf. Der Stein, der von seinem Herzen fiel, musste übermächtig und groß sein. Er fühlte sich mit einem Mal beflügelt und federleicht. Sein Gehirn sagte ihm in diesem Moment, dass er alles schaffen konnte, was er wollte, und wenn er in fünf Minuten auf den Mond fliegen wollte, dann würde er auch das packen.
    Unsinn, das war ihm bewusst, aber die Liebe ließ halt manchmal ein paar Gehirnzellen weniger übrig.
    Kurz kicherte Tom in den Kuss. Es war wirklich sinnlos und bescheuert, was er gerade dachte, aber … er war im Moment einfach nur glücklich. Bäume en masse hätte er ausreißen können.
    Bill zitterte ein wenig, als er begann, den Kuss zu erwidern. Die Scham um und seine Nervosität kamen auf, wurden aber erfolgreich verdrängt, was allmählich Platz für Glück und Freude ließ.
    Aufgeregt kribbelte sein ganzer Körper, als Tom zärtlich mit seiner Zungenspitze gegen seine Lippen stieß. Die Behutsamkeit, die er an den Tag legte, beflügelte Bill und bestärkte ihn in dem, was er tat. Er war glücklich …
    Keuchend bekundete Tom sein Wohltun, als der Kuss immer inniger wurde und wenige Minuten andauerte. Es fühlte sich an, als würde er gerade in Paradies geführt werden. Von ihm aus konnte dieser Weg unendlich lang sein, solange es sich nur weiterhin so gut anfühlte, wie es das jetzt tat.
    Aber Bill machte ihm einen Strich durch die Rechnung und ließ die Liebkosungen ihrer Lippen langsam ausklingen, bis er sich von dem Hopper löste und ihn schwer atmend ansah.
    Er schien, als suche er Worte, was Tom geduldig warten und liebevoll lächeln ließ. Aber letztendlich erwiderte Bill dieses Lächeln nur und kuschelte sich wieder an die Seite des Älteren. Mit einem zufriedenen Seufzen lehnte er seinen Kopf gegen die starke Schulter und versuchte dem Geschehen im Fernsehen zu folgen. Er brauchte das, um wieder ein wenig Ordnung in seine Gedankengänge zu bringen. Er war verwirrt, beflügelt und aufgeregt zugleich. Hätte er jetzt etwas gesagt, wäre vermutlich nur sinnloses Geschwafel rausgekommen und das wollte er nicht.
    Etwa 20 Minuten später beschlossen die beiden, sich bettfertig zu machen und schlafen zu gehen. Es war mittlerweile recht spät, und auch wenn sie beide morgen keine Termine hatten und nicht arbeiten gehen mussten, wollten sie morgen nicht den ganzen Tag verschlafen.
    Als Bill sich neben den Hopper ins Bett legte und sich dort sofort wärmesuchend an den Älteren schmiegte, legte dieser ihm, wie auf der Couch, einen Arm um den Körper und zog ihn noch näher an sich. Worte wären hier zu viel gewesen, sie wussten auch ohne Reden, dass sie tatsächlich kurz davor waren, den letzten Funken ihrer Herzen zu erobern und sich vollkommen aufeinander einzulassen.
    Der Kuss hatte still bekundet, dass sie mehr als Freundschaft fühlten. Bill wusste das bei Tom zwar schon, aber spätestens jetzt wusste auch der 23 Jährige, woran er war. Er hatte es geschafft … er hatte seinen kleinen Engel an seiner Seite … Waren sie zusammen? Konnte man das durch einen solchen Kuss, wie er es vorhin war, schon sagen? Und durch das schutz- und wärmesuchende Kuscheln? Tom wusste es nicht, er konnte nur hoffen. Was das zwischen ihnen beiden war, würde er letztendlich vermutlich morgen erfahren … und fühlen …
    Gähnend lehnte der Ältere seinen Kopf gegen den des Besitzers seines Herzens. Er konnte sich gerade nichts Schöneres vorstellen, als neben diesem Engel zu schlafen und morgen auch neben ihm aufzuwachen. Das war schon mehr, als er sich überhaupt erhofft hatte …

    23.12.2011
    Und wieder vergingen Tage … Tage, in denen die beiden sich näher kamen, noch mehr Vertrauen zueinander fassten und ausgiebig Zeit miteinander verbrachten.
    Morgen war Weihnachten und jetzt konnte Tom sagen, dass sein Vorsatz … der Vorsatz, Weihnachten nicht alleine zu sein, sich erfüllt hatte. Sie hatten nicht offiziell bekundet, zusammen zu sein, aber kleine Küsse und Zärtlichkeiten wurden immer wieder ausgetauscht, wenn sie sich sahen.
    Bill schlug jedes Mal aufs Neue das Herz bis zum Hals, weil er so aufgeregt war und nicht fassen konnte, dass er und Tom tatsächlich … zusammen waren? Ja, irgendwie schienen sie das wirklich zu sein … An und für sich war nicht viel passiert in den letzten Tagen. Sie hatten sich wie vorher schon immer wieder auf dem Weihnachtsmarkt getroffen und Bill hatte nach Toms Pause in der Bude geholfen. Was sich geändert hatte, war … Dass Bill sich in den letzten Tagen so sorglos fühlte und er Toms Annäherungsversuche immer wieder erwiderte. Georg und Gustav nannten sie schon nur noch Turteltäubchen, was sie beide jedes Mal aufs Neue verlegen grinsen und kichern ließ.
    Zwar hatten sie sich nicht noch einmal beieinander getroffen, nur auf dem Markt, aber … und das hatte Bill tatsächlich Tränen gekostet … Tom hatte ihn eingeladen, morgen mit ihm zu der Familie des Hoppers zu gehen.
    Er wollte ihnen den Dieb seines Herzens vorstellen, hatte er gesagt. Und nebenbei wollte er Bill mit der Weihnachtsgans mästen, damit er keine Angst haben musste, dass er irgendwas an ihm zerbrach, wenn er ihn anfasste.
    Leise kicherte Bill auf, als er sich an die Einladung und die Worte erinnerte.
    Ja, er musste zugeben, er hatte sich wirklich in den 23 Jährigen verliebt. Er hätte nicht gedacht, dass es so schnell gehen konnte bei ihm, vor allem auch, dass er so rasch auftauen konnte, aber Tom hatte ihn einfach – und das mit Leichtigkeit – zum Schmelzen gebracht.
    Auch jetzt klopfte wieder das Herz des jungen Mannes wie bei einem Marathonlauf. Er war auf dem Weg zu Tom, der gleich wieder seine Pause hatte und mit ihm dieses Mal nicht nur in der Verkaufsbude hocken, sondern über den Markt laufen wollte. Er hatte gemeint, er war so beflügelt von ihm, dass die Arbeit gar nicht mehr anstrengend war und er eigentlich keine Pause brauchte, sie aber dennoch nehmen wollte, um mit ihm die Zeit besser genießen zu können.
    „Schleimer …“, kicherte Bill zu sich selbst und schüttelte amüsiert den Kopf. Ja, Tom war manchmal wirklich ein kleiner Schleimer … nein, eher ein Charmeur, wobei beides relativ nah beieinander lag. Aber zu Tom passte dann doch eher Charmeur weil er so eine … Hach, Bill wusste auch nicht … Der kleine Casanova machte ihm halt immer wieder mit seinem Charme von Neuem klar, wieso er diese Gefühle für ihn entwickelt hatte.
    „Oh mein Gott, Gustav!“, keuchte Tom gespielt erschrocken, als Bill die Verkaufsbude betrat. Sofort wurde er von den beiden jungen Männern verwirrt angeblinzelt und der 21 Jährige blieb überfordert stehen, während er von dem Hopper angestarrt wurde.
    „Was?“, hakte Gustav verwirrt nach.
    „Wir müssen einen Arzt rufen … der Engel ist bestimmt verletzt, immerhin ist er vom Himmel gefallen!“
    Bill schüttelte nur breit grinsend den Kopf. So ein Spinner. Aber ein süßer.
    Wenn er sich recht dran erinnerte, hatte er solche Szenen in Filmen immer als bescheuert empfunden, sich selbst wiederholt versichert, dass so etwas nicht in der Realität geschah, pure Imagination war. Und dass er es lächerlich fände, wenn jemand etwas Derartiges zu ihm sagte. Wundersamerweise war dies nicht der Fall.
    „Haaaaaaaaha.“, erwiderte Gustav und arbeitete weiter. An solche Späße gewöhnte er sich langsam, zwar fand er sie noch immer putzig, doch irgendwie… nun ja, vielleicht beneidete er Tom einfach um sein Glück. Was nicht bedeutete, dass er es ihm nicht gönnte. Denn das tat er.
    „Keine Sorge, hat kaum wehgetan.“, erklärte Bill zuversichtlich.
    „Da bin ich ja beruhigt. Wollen wir dann? Ehe Gustav noch irgendwas nach uns wirft?“
    „Klar“, Bill ergriff Toms Hand und zog ihn aus dem Stand hinaus. Er hatte noch nicht entschieden, in welche Richtung er wollte, da es ihm auch relativ gleich war, solange er sich in der Nähe des Hoppers befand. Sollte er doch aussuchen, schließlich kannte er sich hier doch bestens aus. Und eigentlich war es ja auch egal, wohin sie gingen, sie hatten eh nur Augen für einander.
    „Was hältst du davon, zu einem der Süßigkeitenstände zu gehen? Mir ist grad ehrlich gesagt nicht nach was Deftigem, aber Hunger hab ich dennoch.“, erklärte Tom, seinen Partner interessiert ansehend.
    Einen Moment überlegte der 21 Jährige. Prinzipiell hatte er gegen diesen Vorschlag absolut nichts einzuwenden, aber… ehrlich gesagt hatte er ihn gerade auf eine Idee gebracht. Eine Idee, welche schon seit geraumer Zeit in seinem Gehirn herumgeschwirrt, jedoch nie in sein Bewusstsein gedrungen war. Da es ihm schwerfiel, die berühmt-berüchtigten drei Worte über die Lippen zu bringen, musste er fürs erste Mal einen anderen Weg wählen. Den hatte er nun gefunden.
    Nach einigen Sekunden erwiderte er: „Klingt ganz gut, aber… ich wollt eigentlich woanders hin. Wir könnten uns ja in fünf oder zehn Minuten wieder hier treffen, was hältst du davon?“ Glücklicherweise wusste er ja, dass nicht nur ein Stand existierte, welcher Süßwaren verkaufte, sondern gefühlt Dutzende. Somit stellte es kein Problem dar, wenn Tom einen aufsuchte. Für ihn blieben noch mehr als genug, an welchen sein Kauf für die nächsten Minuten unentdeckt bliebe, sodass seine Überraschung gelänge.
    „Okay.“, der Hopper zuckte die Schultern, „Ist kein Problem… Bis gleich dann.“. Zwar er insgesamt ein wenig verwirrt, doch er sprach sich selbst Mut zu. Würde schon alles in Ordnung gehen, was sollte passieren? Er hatte keinen Grund, sich Sorgen zu machen, nicht wahr? Dennoch. Was hatte Bill nur vor?
    Aufgeregt eilte er in Richtung der Bude, welche er für sich auserkoren hatte. Bill ging in die andere Richtung. Wenn er doch nur wüsste, was er da wollte… Nun ja, mit Sicherheit würde er es bald erfahren. Sonst hätte Bill das bestimmt auch später regeln können, wenn er es ihm nicht gleich zeigen wollte.
    Schnell genug ging es ihm nicht voran. Gefühlt wollte die Schlange einfach nicht kürzer werden. Hörte das denn nie auf? Er käme noch zu spät, was, wenn Bill dachte, er hätte ihn absichtlich versetzt, weil ihm ein besserer Kerl begegnet wäre? Als fände er irgendeinen besser als seinen Engel. Aber er konnte doch auch nicht… Nein, er war hungrig. Und er wollte Bill ein Geschenk machen. Er musste es einfach riskieren. Bill wusste schließlich zumindest weitestgehend, wie viel er ihm bedeutete.
    Er war so in seinen Gedanken versunken, dass er zuerst gar nicht mitbekam, wie ihn die Verkäuferin anstieß und fragte, was er kaufen wolle. Erschrocken, nachdem er deren Tun bemerkt hatte und zugleich beschämt, zeigte er auf eines der Lebkuchenherzen, welches die vielsagende Aufschrift „Ich liebe dich“ trug. So etwas hatte er schon immer einmal verschenken wollen.
    Was er nicht ahnte, war, dass Bill einen ähnlichen Gedanken gehabt hatte.
    Kurz darauf trafen folglich zwei über die Maßen aufgeregt junge Männer aufeinander. Sowohl der Hopper als auch der 21 Jährige hatten gerötete Wangen und verbargen ihre Errungenschaften hinter dem Rücken. Einander angrinsend erklärten sie dem jeweils anderen: „Du zuerst!“

    Lachend schüttelte Tom den Kopf und zog seine Hand hinter seinem Rücken hervor. Sofort schnappte Bill nach Luft, als er die hellgelbe Zuckeraufschrift auf dem Lebkuchenherz sah.

    ,,Ich liebe dich.‘‘, war dort in feingeschwungener Schrift draufgemalt worden. Wortlos nahm Bill sein Geschenk entgegen und reichte zeitgleich seinem Freund seines entgegen.

    Gespannt drehte Tom das Herz um und spürte augenblicklich sein Herz schneller klopfen.

    ,,Ich liebe dich!“, flüsterte Bill leise, das selbe, was auf dem Herz stand, welches er dem Hopper entgegengereicht hatte.

    Ein sanftes Lächeln schlich sich auf Tom Lippen, bevor sich Bill sanft in seine arme schmiegte und glücklich die Augen schloss.

    ~Ende~


    Zitat des Tages

    "Mir war es bisher eigentlich sehr wichtig, mein Privatleben zu haben – ohne Sicherheitsleute, die bei jedem Schritt an mir kleben. Ich wollte den Bezug zu meiner alten Welt nicht verlieren."  

    BRAVO Interview, 2009 

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